Bei der diesjährigen „Wir haben es satt“-Demonstration waren wir wieder mit einer Flyeraktion unterwegs. Seit 2016 nutzen wir die Gelegenheit, um Aussagen des Bündnisses mit einer kritisch-solidarischen Aktion zu hinterfragen und die Demo-Teilnehmer*innen zum weiter nachdenken zu motivieren. Dieses Jahr wurden wir dabei von tollen Menschen von Liberation Berlin unterstützt – einen herzlichen Dank an euch für die gemeinsame tolle Aktion!
Wir finden das eine solche Aktion sehr lohnend ist, da die Demonstration einige gute Ansätze hat und wir auch viele Teilnehmer*innen erreichen können, die bereits progressive Ansichten vertreten. So hieß das Bündnis ganz klar Geflüchtete willkommen und kritisierte fehlende Bemühungen beim Klimaschutz. Auch der feministische Trecker-Block hat uns natürlich sehr gefreut. Doch bei vielen Gedanken gehen uns die Ansichten des Bündnis nicht weit genug bzw. sind einfach falsch.
So werden vom Bündnis zu meist einzelne kapitalistische Unternehmen als „böse“ verurteilt, aber eben nicht der gesamte Kapitalismus in Frage gestellt oder gar seine Abschaffung gefordert. Auch der Zusammenhang von so genannten Tierprodukten und dem Klimawandel wird nicht gesehen oder kritisiert. So stellt sich das Bündnis zwar klar gegen eine Klimaschädliche Politik, sieht aber keinen Widerspruch im Konsum von so genannten Tierprodukten – deren Produktion immerhin zu mindestens 18% der Klimaschädlichen Gase beiträgt. Zudem sieht das Bündnis kein Problem im töten von nichtmenschlichen Tieren. Sie wollen eine „artgerechte Haltung“ und „weniger Fleischkonsum“. Was sie aber klar übersehen ist, dass es keine „artgerechte Haltung“ geben kann und Tiere auch in kleinbäuerlicher/ökologischer Landwirtschaft gezüchtet, eingesperrt und getötet werden. Auch die mitfahrenden Bäuer*innen und viele andere Demonstrations-Teilnehmer*innen sahen hier kein Problem. Doch artgerecht – das ist eben nur die Freiheit!
Und genau deswegen waren wir mit Flyern, die diese Punkte aufgriffen, und Megaphon vor Ort, um diese Widersprüche zu hinterfragen, zu kritisieren und Gegenentwürfe zu der Politik des Bündnisses zu liefern.
Wir konnten 1.500 Flyer verteilen (mehr als in den Jahren davor) und die Leute nahmen diese interessiert lesend an. Zudem positionierten wir uns mit unseren Transparenten („Animal Liberation for Climate Justice“ und „Kill Capitalism – Not Animals“) und Megaphon gut sicht- und hörbar am Rande der Demoroute. Besonders als die Bäuer*innen, die „artgerechte Haltung“ forderten und angeblich selbst praktizieren, vorbei fuhren waren unsere Rufe und Sprüche unüberhörbar. Wir können nun nur hoffen, dass einige Demo-Teilnehmer*innen weiter über unseren Flyer und die gerufenen Parolen nachdenken und sich ebenso kritisch mit der Politik des Bündnisses auseinander setzen. Denn eine andere Welt ist möglich – ohne Tierausbeutung, Umweltzerstörung und Kapitalismus.
Für eine befreite Gesellschaft, für befreite Tiere – für die Anarchie!
Anarchistisches Kollektiv Glitzerkatapult, Januar 2019