„Gegenseitige Hilfe in Krisenzeiten“ – Online Vortrag beim rC3 (29.12. 19 Uhr)

Wir wurden von dem Kollektiv Vizak (diese organisieren als Assembly eigene Vorträge und Inhalte auf der rC3) eingeladen unseren Vortrag „Gegenseitige Hilfe in Krisenzeiten“ im Rahmen des rC3 (dem digitalen Chaos Computer Club Kongress) zu halten.

Das ganze findet am morgigen Dienstag, 29.12. um 19 Uhr statt und kann entweder auf der Kongress Plattform oder ohne Ticket auf der Seite von Vizak angeschaut werden.
–> vizak.org <–

Darum gehts:
„Solidarity not Charity“ war der Slogan vom Common Ground Collective, einer anarchistischen Organisation die nach dem Hurricane Katrina in New Orleans (USA) direkte gegenseitige Hilfe praktizierte. Viele weitere Anarchist:innen sind diesem Beispiel von Grenzenloser Solidarität gefolgt und haben Menschen in und nach Krisensituationen zur Seite gestanden.
Der Vortrag möchte das Konzept der Gegenseitigen Hilfe erläutern und auf einige praktische Beispiele aus den letzten Jahren eingehen. Außerdem sollen auch aktuelle Fälle von anarchistischer/anarchistisch geprägter gegenseitiger Hilfe thematisiert werden, sowie verschiedene Organisationsformen wie etwa Food Not Bombs.
Der Vortrag möchte somit Möglichkeiten und Chancen von anarchistischer, gegenseitiger Hilfe aufzeigen und wie diese auch in Krisen funktionieren kann.

Wir freuen uns schon drauf!

Das System bleibt die Krise

– Wie die Pandemie bestehende Probleme beschleunigt –

Als soziale Anarchist:innen stehen wir gerade vor schwierigen Zeiten. Wir taten uns anfänglich schwer damit, Kritik an Maßnahmen der Regierung zur Eindämmung der Pandemie zu formulieren. Vereinzelnd gab es diese Kritik natürlich (*), aber wir konnten keine gut sichtbare emanzipatorische Gegenposition einnehmen. Wir sind oft weiter mit anderen Projekten beschäftigt, die auch nicht warten können. Neben Corona gibt es weitere wichtige Kämpfe an allen sozialen Fronten weltweit. Wir versuchen weiter die Klimakrise und die Vernichtung unseres Ökosystems auf zu halten oder flüchtende Menschen zu unterstützen. Die Pandemie traf viele von uns unvorbereitet. Einfache Antworten konnten und wollten wir auf die Einschnitte in unser Leben nicht geben.
So haben wir dann erlebt, wie rechtsextreme Netzwerke die Pandemie-Maßnahmen für sich genutzt haben. Sie sind zusammen mit tausenden Menschen, die die Maßnahmen ablehnten, auf die Straße gegangen. Rechte haben diese Proteste mit organisiert und wurden als willkommene Bündnispartner:innen akzeptiert. Dieser Zusammenschluss hat es geschafft, die Straße und mediale Berichterstattung zu dominieren. Rechte Positionen konnten so, unter anderem mit Facebook und Twitter, in die Gesellschaft getragen werden. Das Ausmaß und ihr Einfluss sind bis jetzt noch nicht abschätzbar.

Der eigenen Unsicherheiten geschuldet, als auch der Angst falsche Verbündete in der Kritik an den Maßnahmen zu finden, blieben vereinzelte, linke Aktionen gegen die Coronamaßnahmen nahezu bedeutungslos. Anstatt Theorien oder gesellschaftliche Handlungsoptionen zu entwickeln – und so die Diskussion mitzuführen – praktizieren wir eher gegenseitige Hilfe. Wir versuchen uns gegenseitig zu unterstützen und zu schützen. Wir kaufen für andere ein. Wir minimieren unsere eigenen Kontakte und versuchen uns nicht „verantwortungslos“ zu verhalten. Wir nehmen die Pandemie ernst. Wir leugnen sie nicht und wir behaupten auch nicht, dass sie nur eine Grippe sei. Wir tragen Masken und halten Abstand. Wir verstehen sogar teilweise dass wir unsere Kontakte beschränken müssen, um diese Pandemie zu überstehen. Unsere Kontakt-Einschränkungen führen aber leider auch zu einer starken Verlangsamung unserer eigenen Organisierung, die den neuen Umständen angepasst werden muss. Weiterlesen

Zur Räumung des Protestcamps in Paris

Am 24.11 wurde in Paris auf dem Platz der Republik ein Protestcamp geräumt [1]. Geflüchtete wollten damit auf die vorherige Räumung eines von mehren tausend Menschen bewohnten Camps aufmerksam machen.

Laut den an dem Protest beteiligten Hilfsorganisationen, sind Menschen nach Auflösungen solcher Camps bislang nicht genügend untergebracht worden. Für viele führt es zu weiterer Obdachlosigkeit. Der Protest kritisierte den menschenunwürdigen Umgang mit Geflüchteten. Doch anstatt auf die Kritik einzugehen, wurde der Protest durch aggressives Vorgehen der Polizei unterdrückt. Die Räumung eines solchen Camps in Frankreich ist kein Einzelfall. Eines der bekannteren Camps war der Dschungel von Calais [2]. Unter anderem aufgrund von fehlenden Unterkünften in denen Menschen dauerhaft unterkommen können und zu wenigen Erstaufnahmeeinrichtungen, kommt es zur Bildungen von Camps. In diesen gibt es meist nicht genügend sauberes Wasser oder Sanitäranlagen.

Staaten fördern Projekte um flüchtende Menschen bereits innerhalb der Grenzen der Länder, aus denen sie fliehen, an der Flucht zu hindern. Oder sie lassen Ländern wie der Türkei Gelder zu kommen, um Geflüchtete möglichst weit von sich entfernt zu konzentrieren. Die Situation in Camps für flüchtende Menschen findet erst breite Beachtung, wenn Widerstand der oft faktisch Gefangenen geleistet wird, wie vor kurzer Zeit beim Camp „Moria“. Die Herrschenden richten Camps an entlegenen Orten ein, um die Camps vom Blick der Öffentlichkeit abzuschotten. Bilden sich jedoch spontan und aus Eigeninitiative Camps dort wo sie für alle sichtbar sind, in oder in der Nähe von Großstädten, werden sie intensiv bekämpft.

Hier zeigt sich die Distanzierung der Menschen voneinander, die durch staatliche Grenzen entsteht. Rassismus trennt uns voneinander. Durch diese Logik teilen wir dann willkürlich in „wir“ und „die“ ein.

Die Räumung des Protestcamps vom Platz der Republik, demonstriert den herabwürdigenden Umgang von Menschen, die erst durch das Denken innerhalb von staatlichen Konstrukten zu „anderen“ gemacht werden. Eine Einteilung in Kategorien wie „wir“ und „die anderen“, führt zu einer Abwertung von Menschen. Dadurch verfestigt sich auch eine Ansicht, dass „die anderen“ kein Recht hätten in ein anderes Land zu flüchten.

Hinzu kommt das gewaltsame Vorgehen der Polizei, gegen die Demonstrant*innen. Der französische Innenminister Darmanin übte hier zwar Kritik, wollte das Vorgehen aber nicht als strukturelles Problem innerhalb der Polizei als Institution erkennen. Darmanin selbst plant ein Gesetz, welches Foto und Video- Aufnahmen von Polizist*innen unter Strafe stellt, um diese zu schützen. Dabei sind es vor allem besonders bedrohte Minderheiten denen so die Möglichkeit genommen wird, sich vor der Polizei zu schützen. Die Polizei welche das staatliche Gewaltmonopol ausführt ist zwangsläufig in der Lage im Alltag willkürliche Herrschaft auszuüben. Gewalt ist eben auch ein alltägliches Mittel von ihnen. Daher sollten wir uns auch solidarisch mit den Kämpfen gegen dieses Gesetz in Frankreich erklären. Polizeigewalt muss öffentlich gemacht werden können. Nur so können wir langfristig darauf hinweisen, dass es eben keine Einzeltäter*innen sind. So kann der Gesellschaft gezeigt werden, dass es ein strukturelles Problem ist. Denn die Polizei ist nicht reformierbar und besonders für Minderheiten gefährlich.

Die Räumung des Camps, welches nur eines von vielen weiteren Camps ist, zeigt also, dass sich die Herabwürdigung von Geflüchteten nicht innerhalb von staatlicher Logik effektiv bekämpfen lässt. Wir müssen daher diese Herrschaftsstrukturen gemeinsam erkennen, sie überwinden und für eine menschengerechte, befreite Gesellschaft streiten. Wir stehen für eine Welt, in der sich alle Menschen frei bewegen können. Wir sind solidarisch mit flüchtenden Menschen und ihren Kämpfen.

[1] https://taz.de/Raeumung-eines-Fluechtlingscamps-in-Paris/!5731311/

[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Dschungel_von_Calais

07.12.2020: Gegenseitige Hilfe in Krisenzeiten – Digitaler Vortrag im Rahmen des Café Noir

Auf Einladung des Café Noir aus Karlsruhe halten wir am Montag, 07.12. um 18 Uhr unseren Vortrag „Gegenseitige Hilfe in Krisenzeiten“ in einer aktualisierten Fassung. Natürlich digital und für alle erreichbar.

„Solidarity not Charity“ war der Slogan vom Common Ground Collective, einer anarchistischen Organisation die nach dem Hurricane Katrina in New Orleans (USA) direkte gegenseitige Hilfe praktizierte. Viele weitere Anarchist:innen sind diesem Beispiel von Grenzenloser Solidarität gefolgt und haben Menschen in und nach Krisensituationen zur Seite gestanden.
Der Vortrag möchte das Konzept der Gegenseitigen Hilfe erläutern und auf einige praktische Beispiele aus den letzten Jahren eingehen. Außerdem sollen auch aktuelle Fälle von anarchistischer/anarchistisch geprägter gegenseitiger Hilfe thematisiert werden, sowie verschiedene Organisationsformen wie etwa Food Not Bombs.
Der Vortrag möchte somit Möglichkeiten und Chancen von anarchistischer, gegenseitiger Hilfe aufzeigen und wie diese auch in Krisen funktionieren kann.

Wir freuen uns sehr über die Einladung des Café Noir und die passende Gelegenheit, über gegenseitige Hilfe zu sprechen und anschließend zu diskutieren. Aktuell gibt es viele Beispiele, wie (anarchistische) gegenseitige Hilfe Menschen während der Pandemie unterstützt. Vielleicht habt ihr ja auch Beispiele aus eurer eigenen Praxis oder wisst von Projekten aus eurer Umgebung und möchtet das am Ende mit anderen teilen. Wir sind gespannt.

Den digitalen Vortragsraum könnt ihr hier finden: https://indigo.collocall.de/caf-mqg-mwu-g2a
Dieser wird kurz vor Veranstaltungsbeginn freigeschaltet.

Sagt gerne euren Gefährt:innen und Freund:innen Bescheid – wir freuen uns darauf!

PS: Wer nach der Veranstaltung noch ein bisschen Geld übrig hat, kann gerne die Gefährt:innen vom Café Noir unterstützen:

Nägel mit Köpfen e.V.
DE21 6619 0000 0010 0494 15
Volksbank Karlsruhe