Kritisch-Solidarische Aktion bei der „Wir haben es satt“-Demo 2018

Am 20. Januar fand die große „Wir haben es satt“-Demonstration, organisiert von einem Bündnis aus verschiedenen Umwelt- und Tierschutzgruppen, statt, die für eine gerechtere/ökologischere Landwirtschaft protestierte. Wir haben mit einer kritisch-solidarischen Aktion am Rande der Demo versucht eine anarchistisch tierbefreierische Position hinein zu tragen. Wir konnten über 1000 Flyer verteilen und mit Transpi und Megaphon auf unsere Ideen aufmerksam machen. Die Leute zeigten sich sehr interessiert und vielleicht konnten wir einige dazu bewegen, weiter über unsere Ideen nach zu denken.

Und hier der Text vom verteilten Flyer:

Einen Blick über den Tellerrand wagen

Schön, dass Du heute mit so zahlreichen anderen Menschen auf der Straße bist. Im Rahmen der Demo werden einige Aussagen gemacht, über die es sich lohnt, weiter nachzudenken.

Kapitalismus als Ganzes kritisieren

Der im Aufruf thematisierte Großkonzern Monsanto ist u.a. bekannt für die Herstellung von gentechnisch veränderten Saatgut und gesundheitsschädlichen Pflanzenschutzmitteln – und wird auch auf den „Wir haben es satt“-Demonstrationen zu Recht dafür kritisiert. Die Darstellung von einzelnen Konzernen als böse erscheint verlockend, aufgrund der katastrophalen Auswirkungen auf Mensch und Tier, die durch ihr Handeln hervorgerufen werden. Doch Monsanto und andere Unternehmen folgen nur den Spielregeln des Kapitalismus – wie auch mittelständische Unternehmen und Selbstständige es tun. Die Vermehrung von Kapital steht an erster Stelle. Im Konkurrenzkampf um die höchsten Gewinne sind Tier, Natur und Mensch Mittel zum Zweck und somit zweitrangig. Um im Kapitalismus konkurrenzfähig zu sein, muss immer billiger produziert werden – darunter leiden Menschen, Tiere und Natur. In der Folge ist es kurzsichtig, einzelne Konzerne anzuklagen, wo doch die Grundsätze unseres Wirtschaftens auf Ausbeutung und Naturzerstörung aufbauen. Statt Symptome wie vermeintlich „böse“ Konzerne zu bekämpfen, sollten wir das Problem an der Wurzel packen, verschiedene soziale Bewegungen zusammenführen und den Kapitalismus abschaffen.

Artgerecht ist nur die Freiheit

Im Aufruf wird artgerechte Haltung von Tieren gefordert und davon gesprochen, dass Tiere wertgeschätzt werden sollen. Gemeint ist damit jedoch nur, dass Tiere nicht in „Megaställen“ gehalten werden sollten. In Frage gestellt wird aber nicht die Tatsache, dass Tiere auch in kleinbäuerlicher/ökologischer Landwirtschaft gezüchtet, eingesperrt und getötet werden. Was dies mit Wertschätzung zu tun hat, Tiere weiterhin als Produkte anzusehen, bleibt als offene Frage zurück. Solange Menschen Tiere nicht als fühlende Lebewesen anerkennen, die ein Interesse an Freiheit und Unversehrtheit besitzen, kann es keine Verbesserung für sie geben. Nur eine vegane Lebensweise kann wertschätzend gegenüber Tieren sein. Denn Tiere gehören uns nicht, sie gehören nur sich alleine.

Landwirtschaft? Radikaler Wandel statt Klimawandel!
Die Herstellung tierischer Produkte wie Fleisch, Milch oder Eier, braucht erheblich mehr Wasser, Land und andere Ressourcen als der Anbau von Pflanzen, die direkt von Menschen verzehrt werden. Für die Produktion einer tierischen Kalorie, werden durchschnittlich 7 Pflanzen-Kalorien benötigt. Der Flächenbedarf für den Futtermittelanbau führt zur massiven Abholzung von Regenwäldern. Lebensräume und Ökosysteme werden so für immer zerstört. Tier- und Pflanzenarten sterben massenhaft aus und Urwälder gehen als dauerhafte CO_2-Speicher verloren.  Noch dazu trägt die globale Tierproduktion einen Anteil von 18 % aller Treibhausgase während der Verkehr z.B. für 14% verantwortlich ist.
Tierische Produkte sind daher Ressourcenverschwendung. Wenn wir weiterhin so viel Fleisch, Milchprodukte und Eier konsumieren, bräuchten wir im Jahr 2020 bereits die Ressourcen von fast 2 Erden um unsere Ernährung dauerhaft zu sichern.         
        
Durch den Konsum von Tierprodukten fördern wir Ressourcenkämpfe, Armut und Hunger in wirtschaftlich benachteiligten Ländern. Deshalb ist unser Festhalten an traditionellen Ernährungsformen auch ein Festhalten an Privilegien. Wir stehen in der Verantwortung eigene Ernährungsgewohnheiten zu überdenken. 
Um den Klimawandel zu stoppen und Verteilungsgerechtigkeit herzustellen, müssen wir globale Zusammenhänge erkennen und uns für eine ökologische, vegane Landwirtschaft einsetzen, die alle Menschen mit genügend Essen versorgt.
Eine pflanzliche Ernährung ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung.