Die Bullenschweine und der Speziesismus* – oder warum wir Cops keine Tiernamen geben

Wenn wir in der anarchistischen und linksradikalen Szene von Polizei sprechen, fällt meistens die Bezeichnung „Bullen“, manchmal auch „die Schweine“ oder halt „die Bullenschweine“. Auch auf Englisch werden die Cops oft als pigs bezeichnet. 
Wir finden es richtig und nachvollziehbar Verachtung gegenüber Cops auszudrücken. Gleichzeitig wollen wir keine Sprache benutzen, die Unterdrückung aufrecht erhält und verfestigt.
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Die Bezeichnungen „Bulle“, „Schwein“ oder „Bullenschwein“ dient dazu die Cops abzuwerten. Wir bezeichnen sie nicht als irgendwelche Tiere, sondern als sogenannte Nutztiere. Also Tiere einer Spezies von der in unserer Kultur die meisten Menschen glauben, es sei legitim diese Tiere zu töten und zu verspeisen. Kühen und Schweinen werden außerdem viele negative Eigenschaften zugeschrieben wie „dumm“ oder „unrein“, die wenig mit der Realität zu tun haben.
Eine bestimmte Gruppe von Menschen mit Tieren zu vergleichen, kann dazu dienen Gewalt gegen diese Personen zu rechtfertigen. Cops als Bullen oder Schweine zu bezeichnen, soll den gleichen, brutalen Umgang mit ihnen rechtfertigen, dem Schweine und Kühe in unserer Gesellschaft ausgesetzt sind.
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Soviel zu dem Mechanismus der mit dieser Wortwahl bedient wird.
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Unsere Sprache und die unbedachte Wahl unserer Worte können eine Form von Gewalt gegen bereits unterdrückte Gruppen sein. Problematisch ist dabei, dass wir mit dieser Wortwahl die gängigen Herrschaftsverhältnisse gegenüber Tieren, also Speziesismus* aufrecht erhalten. 
Wir wünschen uns eine linksradikale Szene, die alle Herrschaftverhältnisse kritisiert und ablehnt. Dazu gehört für uns auch die Ausbeutung von Tieren abzulehnen und zu bekämpfen. Die Befreiung von Tieren ist für uns ein wichtiger Teil eines Kampfes für eine befreite Gesellschaft. Dass Kühe, Schweine und andere Tiere dem Menschen unterworfen werden, für seine Zwecke ausgebeutet und/oder getötet werden, lehnen wir daher ab. Diese Verhältnisse werden unter anderem damit gerechtfertigt dass Tiere „minderwertig“ seien.
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Wenn wir Tiervergleiche verwenden um Polizist*innen und andere Personen abzuwerten, unterstützen wir ein System, in dem Tiere massiv ausgebeutet und unterdrückt werden. 
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Versteht uns nicht falsch, auch wir verachten die Polizei. Gerade deshalb wollen wir sie nicht mit sozialen Kühen und intelligenten Schweinen vergleichen.
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*Speziesismus (aus Spezies (= Art) und -ismus) bezeichnet die Diskriminierung von Lebewesen ausschließlich aufgrund  ihrer Artzugehörigkeit. Dies schließt ein, dass das Leben oder das Leid  eines Lebewesens nicht oder weniger stark berücksichtigt wird, weil es nicht einer bestimmten Spezies, wie etwa der Spezies Mensch, angehört. Für die politische Tierbefreiungsbewegung ist Speziesismus jene Ideologie, durch die die Ausbeutung der Tiere in der menschlichen  Gesellschaft ideologisch gerechtfertigt und verschleiert wird. Dabei  wird Speziesismus als Unterdrückungsform mit Parallelen zu anderen Unterdrückungsformen wie Rassismus oder Seximus gesehen.