Solidarität mit antikolonialen Kämpfen – für antikoloniale Erinnerungskultur

Karte deutsch Kolonien

Am 15. November jährt sich der Beginn der sogenannten Kongo-Konferenz zum 136. Mal. Wir möchten daran erinnern, denn diese Konferenz legte den Grundstein für die Aufteilung Afrikas in Kolonien. Die Konferenz fand auf Einladung von Otto von Bismarck vom 15. November 1884 bis 26. Februar 1885 in Berlin statt. Deutschland etablierte sich als Kolonialmacht in Teilen des heutigen Namibia, Togo, Kamerun, Kenia, Tansania, Burundi und Ruanda.

 

Die koloniale Anmaßung der Aufteilung Afrikas wirkt bis heute in vielerlei Hinsicht fort. Studien belegen, dass Regionen, die auf diese Weise zerrissen wurden, bis heute wesentlich stärker unter Bürgerkriegen zu leiden haben und häufig ärmer sind, als andere. [1]
Die koloniale Gewaltherrschaft, die mit Peitsche und Verstümmelung dystopische Förderquoten u.a. für Kautschuk durchsetzen wollte, wandelte sich in vielen Regionen zu  kapitalistischer Ausbeutung. Diese neokoloniale Ausbeutung nimmt verschiedene Formen an, wie z.B. diskriminierende Handelspolitik, gewaltvolle und zerstörerische Schürfung von mineralischen Rohstoffen für den Globalen Norden, Verwertung (*) von Trinkwasser, Ausbeutung von Näherinnen oder Vertreibung von Kleinbäuer:innen durch Agrarkonzerne. Es sind auch diese Formen der Zerstörung von natürlichen Lebensgrundlagen und neokolonialer Ausbeutung, die Migrationsprozesse antreiben. Die Fortsetzung kolonialer Gewaltherrschaft drückt sich dann eben darin aus, dass Migrant*innen kriminalisiert und ertrunken gelassen werden.

 

Zur (moralischen) Rechtfertigung der kolonialen Gewalt wurde die „Rassentheorie“ entwickelt und der Kolonialrassimus tief ins Selbstverständnis der Kolonisierenden gebrannt. Auch der Kolonialrassimus wirkt bis in die Gegenwart. Für wohlhabende, weiße Schichten sind Reisen in den Globalen Süden im Rahmen von Schüler:innen-Austausch oder Freiwilligendienste üblich. In den Berichten darüber werden Menschen und Länder des  Globalen  Südens   stereotyp  und rassistisch dargestellt – sei es bewusst oder unbewusst. Manche Erzählungen lesen sich gar wie koloniale Reise-berichte. [2] Ausdruck des weißen Vorherrschaftsdenkens ist auch die erste Deutsche Kolonial-Ausstellung von 1896 im Treptower Park. Sie war auch eine „Völkerschau“, in der die Kolonialisierten in einer zoo-ähnliches Situation „ausgestellt“ wurden. Darüber informiert die Daueraustellung „zurückGESCHAUT“ gestaltet durch die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland und berlin postkolonial e.V. [3,4]

 

Wir sind mit den Widerständen gegen (neo)koloniale Herrschaft solidarisch. Seien es erinnerungspolitische Kämpfe, wie die Reperationsforderungen für die Kolonialisierung insgesamt und speziell für den Völkermord an den Herero und Nama, oder Forderungen nach Umbenennungen von Straßen und Plätzen. Seien es Umwelt- und Klimakämpfe um indigenes Land, wie bei der North Dacota Access Pipeline auf dem Gebiet der Wet’suwet’en in Kanada oder bei den Brandrodungen des Amazonas und der Pantanal Feuchtgebiete in Brasilien. 

 

Wir sind für die Beseitigung der neokolonialen Ordnung damit der Weg geebnet ist für Aussöhnung und kollektive Verantwortungsübernahme. Unsere anarchistische Perspektive ist zwangsläufig antikolonial, antireligiös, antikapitalistisch, antirassistisch.

 

 

PS:
Der Auslöser sich als Gruppe mit Kolonialismus intensiver auseinander zu setzen war die empfehlenswerte Doku „Entkolonisieren“:

 

(*) Als Verwertung wird der Verkauf von Gegenständen, bezeichnet um daraus Profit zu schlagen 

 

Solidarity with anti-colonial struggles – for an anti-colonial culture of remembrance.

Map of German colonies

November 15th marks the 136th anniversary of the beginning of the so-called Berlin Conference, also known as the Congo Conference. We would like to remember it, because this conference laid the foundation for the division of Africa into colonies. The conference took place at the invitation of Otto von Bismarck in Berlin from November 15, 1884 to February 26, 1885. Germany established itself as a colonial power in parts of what is now Namibia, Togo, Cameroon, Kenya, Tanzania, Burundi and Rwanda.

The colonial arrogance to divide Africa continues to have an effect in many ways to this day. Studies have shown that regions that were torn apart in this way still suffer much more from civil wars and are often poorer than others. [1]
Colonial tyranny, which sought to impose dystopian production quotas for rubber, among other things, by means of whipping and mutilation, turned into capitalist exploitation in many regions. This neo-colonial exploitation takes various forms, such as discriminatory trade policies, violent and destructive mining of mineral resources for the Global North, utilization of drinking water for profit, exploitation of sewers or displacement of peasants by agribusinesses. It is also these forms of destruction of natural resources and neo-colonial exploitation that drive migration processes. The continued colonial tyranny is expressed in the fact that migrants are criminalized and left to drown.

 

For the (moral) justification of colonial violence, the „race theory“ was developed and colonial racism was deeply burnt into the self-image of the colonizers. Colonial racism is also effective to the present day. For wealthy, white classes, trips to the Global South are common in the context of student exchange or voluntary service. In the reports about them, people and countries of the Global South are portrayed in a stereotypical and racist way – consciously or unconsciously. Some stories even read like colonial travel reports. [2]  The first German Colonial Exhibition of 1896 in Treptower Park is also an expression of white supremacy thinking. It was also a „Völkerschau,“ in which the colonized were „exhibited“ in a zoo-like situation. The permanent exhibition „zurückGESCHAUT“, organized by the Initiative Schwarze Menschen in Deutschland and berlin postkolonial e.V., informs about this. [3,4]

 

We are in solidarity with the resistance against (neo)colonial domination. Be it memorial struggles, such as the demands for reparations for colonization as a whole and especially for the genocide of the Herero and Nama, or demands for renaming streets and squares. Be it environmental and climate struggles for indigenous land, such as the North Dakota Access Pipeline in the Wet’suwet’en area in Canada or the slash-and-burn clearances of the Amazon and the Pantanal wetlands in Brazil. 

 

We are for the abolition of the neocolonial order to pave the way for reconciliation and collective responsibility. Our anarchist perspective is inevitably anti-colonial, anti-religious, anti-capitalist, anti-racist.

 

 

PS:
The starting point to deal with colonialism more intensively as a group was the recommendable documentary „Entkolonisieren„:

Online-Filmabende: Entkolonisieren (3-teilig)

Nun wurde wieder ein Lockdown verhängt. Anlass für uns zu einem Online-Filmabend einzuladen. Wir zeigen die 3 Teile der Arte-Doku Entkolonisieren an den Donnerstagen 5.11,12.11 und 19.11 jeweils um 20:30 Uhr.

Den digitalen Raum findet ihr unter vynchronize.com/DokuWatch.

Wir zitieren an der Stelle eine Rezension von Cosmo-Radio und freuen uns auf schöne Abende:

Eine arte-Doku schildert den Kampf gegen koloniale Herrschaft aus der Perspektive der Kolonisierten.

Der Kolonialismus hat unsere Welt geprägt und tut dies bis heute. Arte widmet dem Thema deshalb den dreiteiligen Dokumentarfilm „Entkolonisieren“. Er schildert, welche Anstrengungen die Kolonialisierten unternommen haben, um sich von der kolonialen Herrschaft zu befreien –  von der Rebellion gegen die britische Kolonialherrschaft in Indien 1857 bis zu den kenianischen Mau-Mau. Die konnten 2013 von der britischen Regierung auf hohe Entschädigungszahlen verklagen, weil sie von britischen Truppen gefoltert wurden. „Entkolonisieren“ erzählt diese Geschichte jedoch nicht nur aus der Perspektive der Politik, sondern auch aus der von Künstlern und Intellektuellen.

Der Psychiater Frantz Fanon etwa geht nach Algerien, um dort die Kolonialbevölkerung zu behandeln. Die Erfahrungen schildert er in seinem Buch „Schwarze Haut, weiße Masken“. Damit will er erreichen, dass die Schwarzen ihren Wunsch aufgeben, Weiße zu werden, wie es ihnen die Erziehung der Kolonialherren lange vorgemacht hat. Fanon ging in den Widerstand und wird in den 50er und 60er Jahren einer der wichtigsten Ideengeber beim Kampf gegen den Kolonialismus.

Der Kolonialismus war ein allumfassendes System, das nicht nur auf wirtschaftlicher Ausbeutung basierte, sondern auch auf Ideologie. Die Schädelforschung sollte im 19. Jahrhundert die Überlegenheit der Weißen beweisen. Aber auch dagegen gab es Widerstand – von Anténor Firmin, einem Anthropologen aus Haiti. Er konnte 1885 beweisen, dass die Forschungsergebnisse der Schädelforscher falsch waren. Sie hatten sich bei ihren Erkenntnissen von Mythen leiten lassen. Die Wissenschaftler haben Firmins Erkenntnisse jedoch einfach ignoriert.

„Entkolonisieren“ beschreibt, wie der Kampf gegen den Kolonialismus ein Kampf um die Köpfe war. Und dafür greift die Doku auch auf außergewöhnliches Bildmaterial zurück. Es gibt kaum Interviews mit Zeitzeugen und auch nicht viel historisches Bildmaterial, was man ja von einem Dokumentarfilm eigentlich erwartet. Stattdessen greifen die Filmemacher auf Animationen und Spielfilme zurück, die in Indien oder Afrika gedreht wurden. Und der Soundtrack besteht aus Musik aus Afrika oder Pop aus den Migranten-Communities im UK oder Frankreich. „Entkolonisieren“ entwickelt eine andere Film-Ästhetik: Afrikaner, Inder oder Menschen aus der Karibik sind hier nicht nur Opfer, sondern Menschen, denen es gelungen ist, ihre eigene Geschichte zu schreiben – durch ihre Taten, aber auch durch ihre Bilder.

Interview mit Radio Corax zu Anarchafeminismus

Das unabhängige Radio Corax aus Halle war bei unserem Vortrag zu Anarchafeminismus beim „Zukunft für Alle“-Kongress in Leipzig und hat ein kleines Interview mit zwei Menschen von uns geführt. Hauptsächlich geht es darum, wie die beiden zum Anarchafeminismus gekommen sind und was dieser, sehr kurz zusammen gefasst, eigentlich ist.

Wir bedanken uns bei Radio Corax für das Gespräch und freuen uns, den Beitrag hier noch einmal zum nachhören bereit zu stellen.

Viel Spaß beim hören…

 

Und hier noch die Anmoderation bzw. Beschreibung von Radio Corax zum Interview:

„Linke anarchistische Gruppen sind nicht unbedingt frei von Sexismus und auf der anderen Seite sind auch manche feministische Strömungen, wie zB neoliberale Feminismen, nicht immer unbedingt antikapitalistisch sind. Anarchafeminismus bringt diese beiden Kämpfe zusammen. Ein Kollektiv, dass sich mit Anarchafeminismus auseinandersetzt und dazu Bildungsarbeit leistet, ist das anarchistische Kollektiv Glitzerkatapult aus Berlin. Im Rahmen des Kongresses Zukunft für Alle, ausgerichtet vom Konzeptwerk Neue Ökonomie in Leipzig, veranstaltete das Kollektiv einen Workshop zum Thema Anarchafeminismus. Corax hat an dem Workshop teilgenommen und sich im Vorfeld mit den Workshopleiter*innen unterhalten. Wir haben sie zuerst gefragt, wie sie ganz persönlich zum Anarchafeminismus gekommen sind.“
(Quelle: https://www.freie-radios.net/104292)

Statement zur Facebook-Sperre anarchistischer Autor:innen, Künstler:innen und Kollektiven

Am 20. August 2020 hat Facebook die Konten von Crimethinc, it’s going down und scheinbar sympathisierenden Künstler:innen und Autor:innen gesperrt. Wir erklären uns solidarisch mit den Betroffenen und verurteilen diesen Akt der Zensur. Begründet wird die Sperrung der Seiten mit der liberalen Hufeisentheorie, nach der Links- und Rechtsradikale im wesentlichen gleich schlimm seien. In Deutschland ist sie eine langjährige Arbeitsgrundlage des Verfassungsschutzes und damit auch tief verwurzelt in hiesigen Institutionen und liberalem Denken.
Ein von uns und vielen Anderen unterstützter Solidaritätsaufruf/offener Brief zu der Sperrung von anarchistischen und antifaschistischen Facebook-Seiten, findet ihr bei den Gefährt:innen von Agency.
Wir wollen bei der Kritik von Facebooks Entscheidung und der Solidarität mit den Betroffenen jedoch nicht stehen bleiben. Wir wollen unseren Blick auch darauf richten, welche problematische Rolle Facebook, Twitter, Instagram und co. für unsere Bewegung einnehmen und welche Handlungsoptionen es gibt.
Kapitalistische Social Media Konzerne sind ein fundamentaler Bestandteil sozialer Bewegungen für ihre Außendarstellung, -kommunikation und Reichweite. Es ist ein Widerspruch unseres antikapitalistischen Aktivismus, die Menschen auf den milliardenschweren Plattformen FB und co. zu halten. Der Zutritt zu diesen Plattformen wird sich mit unseren Daten erkauft. Wer liked wen, wer nimmt woran teil, und wer ist Teil welches Netzwerks? Aber auch: Wer wird Ziel von Repression oder Zensur? Auch in Deutschland wird linker Content (termporär) gesperrt, geo-geblockt, schlechter auffindbar gemacht oder es werden linke Accounts gleich gänzlich gelöscht. 
Wir wollen selbstverständlich Menschen dort erreichen, wo sie sind. Das mag diesen Widerspruch rechtfertigen und von jeder:jedem einzelnen Akteur:in selbst entschieden werden.
Es ist für unsere Bewegung aber gefährlich sich darauf zu verlassen, dass wir Zugang zu diesen Plattformen behalten. Vielmehr müssen wir den Menschen, denen wir dort begegnen, den Weg raus aufzeigen und die kapitalistischen  Plattformen problematisieren.
Doch wie sieht der Weg raus aus den kommerziellen Plattformen aus? Und wie stellen wir sicher, dass er in kollektiv gepflegte digitale Räume führt?
Zunächst müssen wir aufhören Social Media Konzerne zu promoten. „Folgt/Schreibt uns auf Facebook/Twitter/Instagram/…“, „Hier ist der FB-Link“, „#XY“, …
Die Befreiung aus ausbeuterischen Abhängigkeitsverhältnissen ist immer aufwendig, doch digitale Souveränität ist Teil unserer Utopie. Es gibt leider noch keine Alternative, die genauso bequem oder effektiv ist. Doch es sind schon Strukturen und Software vorhanden, auf denen aufgebaut werden kann.
Es gibt Tech-Kollektive wie systemli.org, systemausfall.org, dismail.de, disroot.org, fairapps.net, riseup.net, it-kollektiv.com, die euch Clouds, Mailinglisten, Email-Adressen zur Verfügung stellen. Und sie sind mitunter auch ansprechbar Lösungen für euch bereitzustellen. Wichtig ist auf freie Software zu setzen, die auch auf einem eigenem Server laufen könnte. So entsteht keine Abhängigkeit von einem Anbieter.
Weil es bei freier Software oft mehrere Angebote gibt, wirkt es scheinbar kompliziert. Nur das Prinzip ist bereits bekannt: Für eine E-Mail-Adresse muss sich auch erst mal ein Anbieter ausgesucht werden. 
Die studentische Gruppe gnuHU hat ihren Ansatz für Öffentlichkeitsarbeit aufgeschrieben:
Die Lösung besteht darin, unfreie, zentralisierte Soziale Netzwerke nur noch in der Form zu nutzen, von Usern, die sich nur noch dort aufhalten, gefunden zu werden, nicht aber, weitere User dort hin zu leiten. Kurz gesagt: Unfreie, zentralisierte Netzwerke passiv nutzen.
Stattdessen werden in aktiver Weise soziale Netzwerke genutzt, die auf Freier Software basieren […]
Graphisch beschreiben lässt sich die von #gnuHU favorisierte Lösung einer passiven Nutzung unfreier Soziale Netzwerke zugunsten einer aktiven Nutzung freier Sozialer Netzwerke wie folgt: Nachhaltige PR: Von Tech-Giganten weglinken, ins Fediverse
Wenn ihr Fragen habt oder euch zu dem Thema austauschen wollt, erreicht ihr uns gerne verschlüsselt via glitzerkatapult (at) riseup.net.
Die Befreiung aus unseren unerwünschten digitalen Abhängigkeiten können wir nur selber vorantreiben. Wir müssen die digitale Praxis erproben, die wir sehen wollen.

Als Ergänzung zum Text, möchten wir euch nun kurz Alternativen aufzeigen:
Um bereits interessierte Menschen über eure Arbeit zu informieren, könnt ihr
  • einen Blog oder eine Webseite betreiben
  • Newsletter versenden
Um mit Menschen zu interagieren und/oder sie auf euch aufmerksam zu machen, könnt ihr Social Media Plattformen nutzen wie: 
  • Mastodon (Twitter)
  • Pixelfed (Instagram)
  • Friendrica (0.5Facebook)
Um eure Veranstaltungen zu veröffentlichen, könnt ihr natürlich eure/n Webseite/Blog nutzen. Doch wenn Menschen eure Termine auch auf dem Handy importieren können sollen, oder mehr Interaktion gewünscht ist, gibt es
  • Mobilizon (0.5Facebook)
  • Gancio
  • Demosphere
  • Nextcloud
Um eure Videos zu veröffentlichen, gibt es
  • PeerTube (YouTube)
Um eure Podcasts zu veröffentlichen, gibt es
  • Funkwhale (Spotify, Soundcloud)
Als offenen Messenger (z.B. ein Broadcast-Kanal) könnt ihr
  • XMPP (Telegram, Whatsapp)
nutzen.
Vieles wird noch aktiv entwickelt, und es kommen neue Sachen hinzu.
Weiterführende Links:

„Zukunft für Alle“ Kongress in Leipzig – Mit zwei Workshops von uns

Nach dem bekannten Sommerloch geht es auch bei uns bald wieder los und wir freuen uns sehr über eine Einladung der Orga vom „Zukunft für Alle“ Kongress in Leipzig.

Wir werden dort im Rahmen des Kongresses (siehe auch Aktuelle Termine) unseren Workshop „Schönheitsideale in die Tonne treten!“ (zum Thema Lookismus) und den Vortrag „Anarchafeminismus“ halten. „Schönheitsideale“ wird am Freitag, 28.08. von 11 bis 12:30 Uhr stattfinden und „Anarchafeminismus“ am Samstag, 29.08. von 15 bis 16:30 Uhr. Beide Vorträge werden im Tipi (Karl-Heine-Strasse 85-93, 1. Stock) in Leipzig stattfinden.
Wir freuen uns sehr darauf, mal wieder Vorträge live vor Teilnehmenden zu halten und mit diesen ins Gespräch zu kommen. Natürlich werden wir Verantwortungsvoll mit unserer Rolle als Vortragende in Zeiten der Pandemie umgehen und versuchen, dass sich alle Teilnehmenden vor Ort wohl fühlen können. Wir hoffen ihr habt Lust, zu unseren Veranstaltungen zu kommen!

Der „Zukunft für Alle“ Kongress bietet ein echt spannendes Programm (das findet ihr hier: ZfA-Programm) und viele der Veranstaltungen werden Online angeboten – wenn ihr nicht in Leipzig wohnt oder aber aktuell vorsichtig seid, andere Menschen zu treffen, dann könnt ihr trotzdem am Kongress teilnehmen. Die Orga freut sich, wenn sich noch Teilnehmende anmelden. Das könnt ihr hier machen: ZfA-Anmeldung.

Bis bald in Leipzig!

11. Juni: Tag der langzeitgefangenen Anarchist:innen

Heute am 11. Juni ist Tag der langzeitgefangenen Anarchist:innen. Wir senden libertäre Grüße durch die Gitterstäbe! Unsere Gedanken sind (nicht nur) heute bei den Gefährt:innen, die sich in der Gefangenschaft des Staates befinden.

Warum wir allgemein gegen Knäste und für die Freiheit aller Gefangenen sind, fasst dieser schon etwas ältere, aber sehr lesenswerte Text gut zusammen. Daher eine Leseempfehlung von uns:

Anarchie – Eine Welt ohne Gefängnisse

Für eine Gesellschaft ohne Knäste!

Online-Filmabend: Bold Native

Die Pandemie ändert die Art, wie wir uns organisieren oder uns treffen können. Daher wollen wir nun diesen Sonntag, 03.05.2020 um 18:00 Uhr unsere erste Online-Veranstaltung anbieten. Es soll ein Versuch sein, weiter politische Inhalte zu vermitteln, uns austauschen zu können oder auch einfach mal um sich nicht alleine zu fühlen.

Wir zeigen über die Plattform watch2gether an dem Abend „Bold Native“ (2010, englisch), einen Spielfilm über die Tierbefreiungsbewegung und ihrem Verhältnis zur Tierschutzbewegung. Es geht um legalen und illegalisierten Aktivismus, Tierbefreiung als direkte Aktion und Aktivist*innen die im Untergrund Aktionen vorbereiten und vom FBI gesucht werden.
*Triggerwarnung zum Film: Es werden Szenen mit Tierausbeutung gezeigt, ebenso wird kurz Polizeigewalt thematisiert*

Auf der Plattform watch2gether (leider nicht Open Source, aber kostenlos) kann mensch nebenbei chatten und gerne wollen wir danach per Chat oder Kamera/Audio mit euch diskutieren (leider kann mensch das Audio nicht ohne Kamera benutzen – also wer mag Kamera abkleben).

Kommt am besten am Sonntag ein paar Minuten früher in den „Raum“, damit wir pünktlich starten können – natürlich ist auch späteres einsteigen möglich.

Hier ist der Link: Da die Veranstaltung vorbei ist, steht hier kein Link mehr.

Anschließend werden wir eine Liste mit Tier-/ und Erdbefreiungs-Gefangenen posten, an die mensch einen Brief schicken kann. Gerade Gefangene sind in der derzeitigen Pandemie mit am stärksten betroffen und freuen sich immer über ein paar Worte von Menschen außerhalb der Knastmauern.
Update nach der Veranstaltung:

Hier ein Link zu einer Liste von Tier- und Erdbefreiungs-Gefangenen:

https://www.unoffensiveanimal.com/prisoner-support/#1533301783776-a956f1dc-cb4b

Wenn ihr allgemeiner Interesse an einer Liste mit Gefangenen habt, die sich über Briefe freuen:

https://nycabc.files.wordpress.com/2020/03/nycabc_polprisonerlisting_mar2020.pdf

Briefe helfen den Menschen im Knast durch diese Zeit! Also schreibt gerne fleißig :)…

Wir würden uns freuen, wenn ihr zahlreich zuschaltet und euch anschließend mit uns austauschen möchtet!

Die Bullenschweine und der Speziesismus* – oder warum wir Cops keine Tiernamen geben

Wenn wir in der anarchistischen und linksradikalen Szene von Polizei sprechen, fällt meistens die Bezeichnung „Bullen“, manchmal auch „die Schweine“ oder halt „die Bullenschweine“. Auch auf Englisch werden die Cops oft als pigs bezeichnet. 
Wir finden es richtig und nachvollziehbar Verachtung gegenüber Cops auszudrücken. Gleichzeitig wollen wir keine Sprache benutzen, die Unterdrückung aufrecht erhält und verfestigt.
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Die Bezeichnungen „Bulle“, „Schwein“ oder „Bullenschwein“ dient dazu die Cops abzuwerten. Wir bezeichnen sie nicht als irgendwelche Tiere, sondern als sogenannte Nutztiere. Also Tiere einer Spezies von der in unserer Kultur die meisten Menschen glauben, es sei legitim diese Tiere zu töten und zu verspeisen. Kühen und Schweinen werden außerdem viele negative Eigenschaften zugeschrieben wie „dumm“ oder „unrein“, die wenig mit der Realität zu tun haben.
Eine bestimmte Gruppe von Menschen mit Tieren zu vergleichen, kann dazu dienen Gewalt gegen diese Personen zu rechtfertigen. Cops als Bullen oder Schweine zu bezeichnen, soll den gleichen, brutalen Umgang mit ihnen rechtfertigen, dem Schweine und Kühe in unserer Gesellschaft ausgesetzt sind.
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Soviel zu dem Mechanismus der mit dieser Wortwahl bedient wird.
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Unsere Sprache und die unbedachte Wahl unserer Worte können eine Form von Gewalt gegen bereits unterdrückte Gruppen sein. Problematisch ist dabei, dass wir mit dieser Wortwahl die gängigen Herrschaftsverhältnisse gegenüber Tieren, also Speziesismus* aufrecht erhalten. 
Wir wünschen uns eine linksradikale Szene, die alle Herrschaftverhältnisse kritisiert und ablehnt. Dazu gehört für uns auch die Ausbeutung von Tieren abzulehnen und zu bekämpfen. Die Befreiung von Tieren ist für uns ein wichtiger Teil eines Kampfes für eine befreite Gesellschaft. Dass Kühe, Schweine und andere Tiere dem Menschen unterworfen werden, für seine Zwecke ausgebeutet und/oder getötet werden, lehnen wir daher ab. Diese Verhältnisse werden unter anderem damit gerechtfertigt dass Tiere „minderwertig“ seien.
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Wenn wir Tiervergleiche verwenden um Polizist*innen und andere Personen abzuwerten, unterstützen wir ein System, in dem Tiere massiv ausgebeutet und unterdrückt werden. 
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Versteht uns nicht falsch, auch wir verachten die Polizei. Gerade deshalb wollen wir sie nicht mit sozialen Kühen und intelligenten Schweinen vergleichen.
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*Speziesismus (aus Spezies (= Art) und -ismus) bezeichnet die Diskriminierung von Lebewesen ausschließlich aufgrund  ihrer Artzugehörigkeit. Dies schließt ein, dass das Leben oder das Leid  eines Lebewesens nicht oder weniger stark berücksichtigt wird, weil es nicht einer bestimmten Spezies, wie etwa der Spezies Mensch, angehört. Für die politische Tierbefreiungsbewegung ist Speziesismus jene Ideologie, durch die die Ausbeutung der Tiere in der menschlichen  Gesellschaft ideologisch gerechtfertigt und verschleiert wird. Dabei  wird Speziesismus als Unterdrückungsform mit Parallelen zu anderen Unterdrückungsformen wie Rassismus oder Seximus gesehen.

Statement zu dem rassistischen Terroranschlag in Hanau und die politischen Folgen

 
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Wir sind wütend und unser tiefes Mitgefühl gilt den Angehörigen und Freund*innen von
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Ferhat Unvar, Hamza Kurtović,
Mercedes Kierpacz, Kaloyan Velkov,
Sedat Gürbüz, Vili Viorel Păun,
Gökhan Gültekin, Said Nesar Hashemi,
Fatih Saraçoğlu.
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Der rassistische Anschlag vom 19. Februar in Hanau kommt leider nicht überraschend. Er fügt sich ein in eine ganze Reihe rassistischer Anschläge und Attentate – vom Oktoberfestattentat, Solingen, Mölln, Rostock-Lichtenhagen, Hoyerswerda vor den 2000er Jahren – über brennende Unterkünften für Geflüchtete, NSU-Komplex, Walter Lübcke, Oury Jalloh, Burak Bektaş, Luke Holland, Halle 9.10.19. Dieser Anschlag ist ein Beispiel für die Kontinuität von rassistischem und rechtsextremen Terror in Deutschland.
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In Berlin fand daraufhin eine Solidaritätskundgebung in Neukölln statt, organisiert von antirassistischen Gruppen und eine Kundgebung am Pariser Platz, organisiert von der SPD. Wir befürworten diese klare Abgrenzung, nicht gemeinsam auf eine Kundgebung mit der SPD und anderen Parteien zu gehen. Auch die SPD trägt zu den herrschenden Verhältnissen bei. Gemeint sind rassistische Gesetze, Verfassungsschutz-Behörden, Polizeien, Schulen, Grenzabschottung, Racial Profiling und vieles mehr. Es sind diese Verhältnisse, denen wir unversöhnlich gegenüberstehen, mit denen wir brechen müssen.
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Es gibt keinen Grund zur Hoffnung, dass staatlich organisierte Behörden migrantisches Leben schützen und die rechte Szene entwaffnen werden. Denn es sind eben jene Behörden, die rechtsterroristische Strukturen in der Vergangenheit immer wieder geschützt haben. Es sind u.a. Polizist*innen und Soldat*innen, die rechtsterroristische Strukturen bewaffnen. [1a,b] Deutschland hat ein Rassismus- und ein Rechtsextremismus-Problem. Auch und gerade in den Repressionsbehörden: Hannibal, Uniter, NSU 2.0. Diese Gruppierungen sind nur ein kleiner Teil einer vernetzten, radikalen, rechten Szene, die in der Vergangenheit unter dem Radar der Mainstream-Berichterstattung unbehelligt agieren konnte. Unter anderem auch, weil sogenannte Ermittlungsarbeit staatlicher Behörden und Repressionsorgane, Gewaltverbrechen nicht als rechtsterroristische Anschläge benennen will.  Behörden agieren mit nicht vorstellbarer Gewalt. Das Verbot von Linksunten Indymedia und die Verschärfung der Polizeigesetze sind bisher von vielen unterschätzte Schritte dieser akuten Autoritätsbeschleunigung. Pressefreiheit und Protest könnte in naher Zukunft unter dieser sich herausbildenden Autorität der Vergangenheit angehören.
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Wir empfinden es als Hohn und Spott, wenn nun Angela Merkel oder Volker Bouffier meinen, etwas zu rassistischem Terror in Deutschland zu sagen zu haben. Merkel, die ihr Versprechen von lückenloser Aufklärung der NSU Morde – auch des Netzwerks, sog. „Hintermänner“ – nie einlöste. Bouffier schützt den VS-Mitarbeiter Andreas Temme, unterstützt durch die Grünen. Temme kennt den Mörder von Halit Yozgat, wenn er ihn nicht sogar selbst hingerichtet hat. [2] Es macht uns zornig, dass es nur bei Heuchelei der Regierenden bleibt. [3]
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Es ist gut, dass die AfD für ihren Rassismus endlich unter erheblichen Druck gerät. Die Forderung kann jetzt aber nicht sein, die AfD durch den Verfassungsschutz beobachten zu lassen, der rassistische und rechtsradikale Täter*innen unterstützt bzw. Aufklärungsarbeit gegen sie behindert. Die Konsequenz muss sein, den Verfassungsschutz abzuschaffen. Denn es kann keine Antwort sein, Repressionsbehörden zu stärken. Es sind u.a. schließlich die Repressionsbehörden, die durch Lobbyarbeit einen autoritären Ausbau vorangetrieben haben. Dieser Ausbau hat zur Folge, dass die Behörden zunehmend keiner Rechenschaftspflicht oder Kontrolle mehr unterliegen. Wir müssen den Überwachungsstaat einreißen, denn ein autoritärer Staat und der Rechtsruck gehen Hand in Hand.
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Was aber ist unsere Gegenstrategie, die Schutzlosigkeit, Ohnmacht und Unterdrückung beendet? Die Antwort ist leider nicht so klar, wie unsere vorangegangene Analyse und Kritik. Als Teil der weißen Linken, heißt es uns einzugestehen, dass wir uns teilweise nicht getroffen fühlen. Wir können uns sehr einfach unserer linken Symbole entledigen und sind dann zu meist nicht mehr unmittelbar von rechtsradikaler Gewalt bedroht. Das bedeutet ganz unmittelbar, dass wir bei Menschen in unserem nicht-weißen Freund*innenkreis ein mal nachfragen, wie es ihnen geht. Wir müssen uns bewusst werden, dass sie tagtäglich von Rassismus und rechtsradikaler Gewalt betroffen sein können. Sich jetzt ehrlich mit (dem eigenem) Rassismus auseinander zu setzen ist eine Notwendigkeit. [4a,b,5] Lasst uns zeitgemäße Strategien entwickeln, die dem komplexen Problem gerecht werden. Rassismus gehört jeden Tag auf allen Ebenen benannt und bekämpft. Das bedeutet jetzt auch, unsere Praxis gegebenenfalls anzupassen und nicht einfach zur Tagesordnung überzugehen. Deshalb rufen wir zur Beteiligung am  migrantisch organisierten Generalstreik am 08. Mai auf. [8]
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Es ist uns wichtig hier als (überwiegend) weiße Gruppe nicht nur unsere Meinung darzustellen. Daher möchten wir an dieser Stelle gerne Texte verlinken, die eine migranitische Perspektive zum Anschlag auf Hanau einnehmen und sich der Frage nach dem „wie weiter“ widmen. Deshalb, schickt uns Links von Texten/Podcasts, die wir in die Liste noch aufnehmen sollten.
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  • Redebeitrag vom NSU-Tribunal am 20. Februar 2020 bei den Kundgebungen in Berlin, Hamburg und Köln [6]
  • Radiosendung Kanak Attak vom 28.02.2020[7]
  • Aufruf zum Generalstreik am 8. Mai [8]
  • Podcast Diaspor.Asia, Folge 25: Migrantifa Demoguide [9]
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Falls ihr Facebook-Accounts habt, empfehlen wir euch sie zu löschen oder alternativ folgenden Accounts zu folgen:

  • Decolonizing Deutschland [10]
  • Migrantifa Hamburg [11]
  • Bloque Latinoamericano Berlin [12]
[4a,b] Deutschland Schwarz Weiß. Der alltägliche Rassismus. Noah Sow https://www.bod.de/buchshop/deutschland-schwarz-weiss-noah-sow-9783746006819 
[5] Anklage des Tribunals «NSU-Komplex auflösen» https://www.nsu-tribunal.de/anklage/